Fronleichnam in Hörbranz

Wer am Fronleichnamstag oder am darauffolgenden Sonntag schon einmal in Hörbranz war, kann davon berichten: Fronleichnam in Hörbranz ist ein ganz besonderer Festtag, nämlich „Üser Herrgottstag“.

Vor fast 250 Jahren drohte ein großes Unwetter die Ernte das Jahres zu vernichten. Um das Unheil abzuwehren, legten die Hörbranzer das Gelübde ab, wenn es unbeschadet abziehen möge, würden sie eine Schützenkompanie gründen, die das Fronleichnamsfest bereichert. Und so geschah es auch. Seitdem rücken die Fronleichnamsschützen Jahr für Jahr aus und begleiten die Prozession. Bis heute ist es die alleinige Aufgabe, das Gelübde, das unsere Vorfahren abgelegt haben, zu erfüllen. Daher ist die Kompanie nur an diesen beiden Tagen aktiv.

Die Fronleichnamsschützenkompanie ist kein Verein, sondern eine Bruderschaft. Sie besteht aus 86 Mann in historischen Uniformen: 6 Offiziere, 1 Pionier, 4 Tambouren, Fahnenabordnung, Grenadierzug, 4 Schützenzüge und der Artillerie. 40 Schützen schießen mit ihren Vorderlader Gewehren Salut, ebenso die Artillerie mit zwei Vorderlader Kanonen. Zur Kompanie zählt auch der Musikzug mit ca. 50 Musikantinnen und Musikanten. Der Musikzug wird vom Musikverein gestellt.

Der kirchliche Dienst beginnt sehr früh. Wenn um 4.00 Uhr die Tambouren durch die Marktgemeinde marschieren und mit ihren Trommelschlägen die Offiziere wecken, weiß jeder in Hörbranz, dass es wieder so weit ist. Zur selben Zeit herrscht vor der Kirche schon geschäftiges Treiben: Frauen und Männer gestalten am Kirchenportal einen imposanten Blumenteppich. Um 5.45 Uhr treten die Schützen am oberen Kirchplatz zum Dienst an. Kurz vor 6.00 Uhr marschieren sie mit den Klängen der Musik zur Feldmesse. Groß ist die Freude aller Teilnehmer, diesen schönen traditionellen Tag erleben zu dürfen.

Kurz vor 8.00 Uhr holt der Grenadierzug den Herrn Pfarrer und die Ministranten beim Pfarrhaus ab und begleitet sie zur Kirche. Nach dem Einzug des Herrn Pfarrers, der Ortsvereine und der Gläubigen in die Kirche kündet die erste Salve aus 40 Vorderlader Gewehren und 2 Kanonenschüssen den Beginn des Hochamts an.

Nach dem Hochamt formiert sich die Prozession. Sie beginnt nach alter Tradition mit der Prozessionsfahne. Ihr folgt der Musikzug, die erste Halbkompanie und der erste Grenadierhalbzug. Dem Allerheiligsten und der Geistlichkeit folgt der zweite Grenadierhalbzug und die zweite Halbkompanie mit einer Abordnung der Artillerie. Die Vereine mit ihren Vereinsfahnen und viele Gläubige beschließen den langen Prozessionszug.

Die Prozession führt am Fronleichnamstag ins Oberdorf und am Sonntag ins Unterdorf, wobei auf der Strecke drei Evangelien an drei extra hierfür geschmückten Altären abgehalten werden. Nach jedem Evangelium wird durch den Herrn Pfarrer der Segen für den Ort und die Bevölkerung gespendet. Anschließend an den Segen schießen die Schützen eine Salve zur Ehre Gottes.

Das letzte Evangelium wird nach alter Tradition vor der Kirche am unteren Kirchplatz abgehalten. Die Prozession endet mit dem alten Kirchenlied „Großer Gott wir loben Dich“, gespielt vom Musikverein.

Kurz vor 14.00 Uhr tritt nach der Mittagspause die Kompanie wieder an. Mit der feierlichen Vesper in der Kirche endet der kirchliche Teil. Das weitere Programm des Tages beginnt mit Ehrensalven für die Ehrengäste. Es folgen die Ehrungen langjähriger Mitglieder der Kompanie, der Aufstellung zum Karree, dem Platzkonzert durch den Musikverein, sowie dem Festumzug der Kompanie und der Musik. Anschließend marschiert die Kompanie in Richtung Festplatz, wo der Tag bei Speis und Trank unter Begleitung der Musik ausklingt.

Hörbranz ist einer der wenigen Orte, wo am Fronleichnamssonntag nochmals ausgerückt wird. Der Ablauf ist wie am Fronleichnamsdonnerstag, jedoch entfällt die Vesper und endet gegen Mittag mit festlichem Ausklang.

Erwähnenswert ist auch unser Musikverein. Er ist nachweislich aus der Kompanie entstanden und somit untrennbar mit der Fronleichnamsschützenkompanie verbunden. Daher ist er der älteste Musikverein in Vorarlberg, sowie einer der ältesten in Österreich und ganz Europa.

Auch die enge Verbindung der Kompanie zum kaiserlichen Hause Habsburg sollte nicht unerwähnt bleiben. Dies wird mit immer wieder stattfindenden Besuchen von Mitgliedern der Familie Habsburg zu Fronleichnam in Hörbranz zum Ausdruck gebracht.

Man kann ohne Übertreibung sagen: das Fronleichnamsfest ist nicht nur etwas ganz Besonderes, sondern „das“ Fest, sowohl im kirchlichen, als auch im weltlichen Sinne in Hörbranz!

Fotos: Franz Felder, Willi Rupp, Archiv